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Im Eis
Novelle, Autor: Gregor Eisenhauer, Verlag: Schwarzkopff Buchwerke , © 2005
Inhalt:
Elena ist von ihrem Schwiegervater missbraucht, von ihrem besten Freund vergewaltigt worden. Sagt sie. Elena will sich mit ihren Geschichten nur wichtig machen. Behauptet ihre Schwester. Elena empfindet Lust an ihrer eigenen Erniedrigung. Unterstellt Jan, der Erzähler. Jan verflucht den Tag, an dem er und seine Nachbarin Elena ein Paar geworden sind. Elena ist außerstande, ihm die ganze Wahrheit zu erzählen: woher die vielen Narben an ihrem Körper kommen. Und woher die seelischen Verletzungen stammen, die eine ganz normale Paarbeziehung unmöglich machen. Vielleicht hat alles seinen Ursprung in den rätselhaften 24 Stunden, über die Elena kein Sterbenswörtchen erzählt.
Was als zufällige Begegnung beginnt, wird bald zu einer verzweifelten Liebe. Und so zieht die Erzählung ihre Teufelskreise.
Kommentar:
Der Haupterzählstrang dieser neuen Berliner Novelle von Gregor Eisenhauer beschäftigt sich mit dem Verhältnis von Jan und der jungen Elena. Über diese zwischenmenschliche Beziehung hinaus blickt Eisenhauer indirekt auf die gesellschaftlichen Verhältnisse die in eisiger Kälte zu erstarren drohen. Es geht hier um eine Endlosschleife der Gewalt die scheinbar nicht zu durchbrechen ist.
Diese leider manchmal zu holzschnittartig geratene Novelle ist ein Versuch aufzuzeigen, wie ein Mann auf eine Frau reagiert, die durch Gewalt traumatisiert ist. Ob es Jan gelingt, diese Endlosschleife der Gewalt zu durchbrechen bleibt unklar.
Eisenhauer im Deutschlandfunk:
„ Die Diskussion, die ich anstoßen will, ist einfach die, geht das, indem man's zum Gespräch macht, indem man‘s öffentlich macht, geht das, kann man Menschen Hilfen an die Hand geben, jenseits therapeutischer Betreuung, das man über so Sachen ehrlich sprechen kann.
Es muss diesen umfassenden Dialog darüber geben, warum wir an Gewalt inzwischen so gewöhnt sind, dass wir das Thema gar nicht mehr eigens diskutieren, wir erziehen Kinder mit Gewalt, wir lassen zu, dass Frauen Tag für Tag sexueller Gewalt ausgesetzt sind, und wir machen es, wenn überhaupt nur in Frauenzeitschriften (selten) zum Thema. (.....) Wir haben eine unendlich steigende Zahl von Depressiven, psychisch Verstimmten, wir haben unglaublich viele Alkoholiker, Drogensüchtige, Tablettensüchtige, alles mitunter auch Folgen von Gewalt, die an diesen Menschen verübt wurde, wird nicht zum Thema gemacht.“
K.H.

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