Wenn Haß und Liebe sich umarmen
Das Borderline-Syndrom
Sachbuch, Autor: Joachim Gneist, Verlag: Piper, © Piper Verlag
ISBN 3-492-22333-8
Inhalt:
Joachim Gneist (er studierte Theologie, Philosophie, Medizin und ließ sich zum Facharzt für Psychiatrie ausbilden) befasst sich in diesem 242 Seiten starken Buch ausführlich mit dem Borderline-Syndrom.
Der Autor begreift den „Borderline-Menschen“ als Zeitphänomen der heute lebenden Generation.
Gneist entwickelt seinen roten Faden an Hand der gegensätzlichen Ge-fühle von Liebe und Hass, die der Borderliner seiner Meinung nach strickt von einander getrennt hält oder aber in Beziehungen und Ausein-andersetzungen bis ins Extrem kultiviert.
Eine wichtige Frage ist für Gneist wie viel Nähe und Distanz braucht der Mensch und wie viel ist für Ihn erträglich.
Im Zentrum stehen in diesem Buch Selbstzeugnisse von Betroffenen, die Lebensgeschichten und ihre Therapieverläufe. Um diese Zentren lässt Gneist eigene Gedichte, Märchen und Prosaerzählungen ranken, die er aus dem „Geist“ der Betroffenen heraus verfasst hat.
Ferner enthält dieses Buch eine theoretische Einführung und zur Diskussion einladende Kommentare.
Eine Leseliste, bestehend aus allgemeinverständlicher Literatur und Fachbüchern, rundet dieses Sachbuch ab.
Kommentar:
Besonders hervorzuheben ist „Wenn Haß und Liebe sich umarmen“ auf Grund der fast liebevollen Schreibweise des Autors. Auch geht er aus-führlicher auf das Kreativitätspotential, das vielen Borderlinern eigen ist, ein. Somit unterscheidet Gneist sich besonders wohltuend von anderen Therapeuten, die häufig in herablassender, distanzierter und anonymer Schreibe ihre Werke verfassen (z. B. Kernberg).
Etwas störend wirken Gneists Ausflüge in den Bereich der Dichtkunst.
Aber das ist letzten Endes eine Geschmacksfrage und tut diesem einfühlsam geschriebenen Buch keinen Abbruch.
K.H.