Logo Burnout Fallbeispiele

Anbei zunächst eine Einschätzung, wie ich in den Burnout reingeraten bin:

Mit einem neuen Gesetz Ende 2004 wurde für meine Krankenkasse, bei der ich beschäftigt bin, ein grundlegendes neues System zur Abwicklung bzw. Auflösung geschaffen. Verbunden sind damit neben einem massiven Abbau von Arbeitsplätzen und dem daraus resultierenden zunehmenden Leistungsdruck auf die Beschäftigten auch jährliche Beitragsangleichungen an den Beitragsdurchschnitt der größten 20 privaten Krankenversicherungen, die für die nächsten Jahrzehnte vorausberechnet und festgelegt wurden. Bestehende Besitzstände der bei meiner Krankenkasse Versicherten konnten durch dieses neue Gesetz teilweise nicht erhalten bleiben. Die beteiligte Gewerkschaft hat das neue Gesetz mit unterzeichnet und damit ihren immer geringer werdenden Einfluß auf solche Entwicklungen deutlich gemacht.

Insbesondere in den letzten 2 Jahren wurden mir neben der Regionalleitung zusätzliche Projektaufgaben auf die Dauer von mehreren Jahren und zuletzt darüber hinaus eine bundesweite Produktionsverantwortung aufgetragen, die zu einem für mich unerträglichen Belastungsdruck führten. Arbeitszeiten von täglich 12 bis 14 Stunden incl. den Fahrzeiten von und zum Büro waren die Regel. Abendliche telefonische Präsenz und ausgedehnte Telefonkonferenzen und Abstimungen mit Unternehmensberatern und anderen tangierten technisch orientierten Projektleitern von zu Hause bis 22.30 Uhr kommen noch hinzu. Die Folge waren seit langem Schlafstörungen und Schlaftabletteneinnahmen in immer höherem Umfang. Neben fehlenden Anerkennungen durch Lob und Wertschätzung bekam ich gegenüber den vorangegangenen Jahren keine höhere Entlohnung. Die so bei mir und auch bei vielen anderen Beamten entstandene Frustration wird außerdem durch immer mehr Einstellungen von Kräften vom Markt verstärkt, die als Angestellte zum Teil eine deutlich höhere Bezahlung für dieselben Aufgaben erhalten.

Hinzu kommt, dass sich verschiedene, früher bei meiner Krankenkasse gültigen Werte negativ verändern und das menschliche Miteinander Jahr für Jahr, insbesondere seit 2004 deutlich abgenommen haben. Beeinflußt wird diese Entwicklung durch eine total umfassende Technisierung bzw. beleglose Datenverarbeitung, wodurch sich u.a. auch der Anspruch an die Aufgabenerledigung in den einzelnen Sparten bei den Beschäftigten auf einem Sinkflug befinden. Das wird sich mittelfristig auch in der Entlohnung bzw. Bewertung der Arbeitsplätze niederschlagen. Außerdem werden auch bei unserer Krankenkasse durch Outsourcing zunehmend Aufgaben im Ausland zu deutlich niedriger Bezahlung als vorher erledigt. Für mich wurde die von mir bzw. den Führungskräften erwartete Überzeugungsarbeit beim vorhandenen Personal zunehmend schwieriger, zumal ich die Missstände in ihrer Gesamtheit sehe und erkenne. Eine überzeugende Führungsarbeit kann meines Erachtens nur geleistet werden ,wenn Führungskräfte möglichst ganz hinter ihrem Unternehmen und den entsprechenden Idiologien stehen können. Vertrauen kann beim Personal nach meiner Überzeugung nur mit umfassender Glaubwürdigkeit erhalten bleiben.

Mein Weg raus aus dem Burnout:

Im vergangenen Jahr versuchte ich meinen sich anbahnenden Burnout u.a. durch eine 4-wöchige stationäre Rehamaßnahme mit vielen Aktivitäten und neu erlernten Entspannungstechniken (z.B. Qi Gong) aufzulösen. Das gelang mir leider nur teilweise und reichte nur wenige Monate.

Seit Januar 2009 bin ich krankgeschrieben. Nach heutigem Stand wird mein Weg aus dem Burnout über den vorgezogenen Ruhestand führen. Gleichzeitig verändere ich mein Leben, indem ich versuche, in erster Linie ein glücklicheres Leben als zuletzt mit dem Beruf zu führen und die wieder erreichte innere Balance auf Dauer ohne Medikamente zu erhalten. In der laufenden Therapie bin ich dabei, die Burnout- Symptomatik zunächst durch Reflexion zu ergründen und die krankmachenden Ursachen gedanklich aufzuarbeiten und abzustreifen.

Begleitend betreibe ich mehrfach wöchentlich Sport, insbesondere Walking. Jetzt zum Sommer hin werde ich versuchen, auch Radfahren und Schimmen auszuüben. In den verganenen Monaten ging ich zur Entspannung u.a. regelmäßig in die Sauna. Außerdem habe ich viele Bücher gelesen.

Zur Entspannung höre ich insbesondere in den letzten Wochen öfter gerne meditative Musik wie die Buddha-Bar CDs von Ravin. Da ich auch gerne selbst musiziere, werde ich in den nächsten Monaten am Schlagzeug neue kreative Musikstile ausprobieren.

Meine Familie gibt mir einen besonderen Rückhalt. Nach Bedarf helfe ich auch meinen 4 erwachsenen Kindern. Unternehmungen mit den Enkeln an bestimmten in der Woche festgelegten Tagen empfinde ich bereichernd und ausgleichend. Seit ich zu Hause bin, habe ich glücklicherweise dafür mehr Zeit.

Aktivitäten in der Natur wie die bereits genannten sportlichen Unternehmungen und das Arbeiten in meinem Garten tun mir besonders gut.
Ich beabsichtige deshalb mittelfristig, wenn die Zeit gekommen ist, auch zusammen mit meiner Frau innerhalb von Europa ausgedehnte Endeckungsreisen mit unserem Wohnwagen durchzuführen. Überwintern in fernen Ländern und dabei andere Kulturen und Menschen kennenlernen, stellt ein weiteres Ziel dar.

RB

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